Mittwoch, 22. Juli 2015

Fashion Festival an der UdK

Die Tage der offenen Tür an der Universität der Künste in Berlin vom 17. bis 19. Juli gaben mir die Möglichkeit, einen Blick in das gestalterische Schaffen der Modedesigner zu geben. Die Klassen der Bachelor-, Master- und Diplom-Studenten zeigten ihre Entwürfe in den Werkstätten und im Treppenhaus der UdK im Gebäude an der Straße des 17. Juni.

Black & White – dieses Bild ergab sich eher zufällig. Links im Bild die Professorin Marloes ten Bhömer.  Fotos: Brunhilde Bross-Burkhardt

Die Studierenden präsentierten ihre Modelle erstmals bei einer neuen Präsentationsform des Fashion Festivals. Eine Modeperformance im Treppenhaus vor leeren Wänden. Teils von Models präsentiert, teils von den Studenten selber.

Anders als bei einer traditionellen Modenschau wollen die DesignerInnen den vorangegangenen Prozess der Erarbeitung einer Kollektion sichtbar machen und das Publikum einladen, diese Schritte nachzuvollziehen. Die Besucher sollen entdecken, wie sich eine konzeptuelle Idee in einem Outfit manifestiert und ein Gespür dafür entwickeln, welche Komplexität in Mode stecken kann.

Ein anderes Anliegen der ModedesignerInnen ist es, zum Modegespräch anzuregen und eine neue Diskussionskultur um modische Themen in gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Debatten anzuregen. Dies haben Sie getan – ein Ergebnis ist dieser Blogbeitrag.

www.design.udk-berlin.de





Samstag, 19. April 2014

Vom Maßnehmen zum Kostüm


Die Teile des Musters werden mit Stecknadeln auf den Stoff aufgesteckt, und zwar so, dass die Stoffbahn bestmöglich ausgenutzt ist. Hier für die Rückenpartie mit vierTeilen. Fotos (3): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt



Ein Jeanskostüm entsteht

Die Maßschneiderin nimmt am Körper der Kundin Maß. Sie misst Brustweite, Taillenweite und Hüftweite, Rückenlänge und -breite, ebenso Armlänge (viele Frauen haben unterschiedlich lange Arme), Rocklänge oder Länge der Jacke oder des Mantels. Durch den individuellen Zuschnitt lassen sich Unregelmäßigkeiten im Körperbau gut ausgleichen.

Vor dem Beginn der Arbeit muss der Gesamtentwurf festgelegt sein und ebenso die Details: Länge, Weite, Teilungsnähte, Abnäher, Faltenlegung, Ausschnitt, Kragenform, abgerundete Ecken, Knopfleisten, Taschen, Taschenklappen, Rockschlitz (vorne oder hinten).

Nach den Maßen und dem ausgesuchten Modell wird die benötigte Stoffmenge bestellt. Passend zum Stoff müssen die Zutaten ausgewählt werden, also Faden, Reißverschluss, Knöpfe, Einlagen wie Vlieseline, Futterstoff ... Diese Materialien müssen zum Beginn der Schneiderarbeit bereit liegen.

Dann fertigt die Schneiderin auf großen Zeitungspapierbögen das Muster an. Bei manchen Kundinnen liegt den Körpermaßen entsprechend das Muster bereits vor. Muster von Schnitten, die sich bewährt haben, werden immer wieder verwendet. Zum Beispiel für Röcke, Blusen oder Jäckchen. Im Atelier der Schneiderin gibt es also ein Schnittmusterlager, individuell für jede Kundin.

Die Musterteile werden auf den Stoff aufgesteckt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Stoff gut ausgenützt wird, so dass kein Verschnitt entsteht. (Größere Reste werden aufbewahrt. Es hat sich gezeigt, dass Reststücke bei späteren Änderungen gebraucht werden.)

Der eigentliche Zuschnitt erfordert manchmal etwas Überwindung. Der erste Schnitt in ein teures Stück Stoff muss sitzen. Dabei kommt es auch ein wenig auf den Stoff an – auf die Farbe, die Griffigkeit, wie gut er liegt, ob er rutscht. Auch das Wetter spielt beim Zuschneiden eine Rolle: Bei trübem Wetter lassen sich dunkle Stoffe schlecht schneiden. 

Nach dem Zuschnitt wird in manche Teile, die Stand haben sollen, beispielsweise in Kostümjacken, Vlieseline eingebügelt. Dann kommt das Heften der Teile mit Heftfaden, das Einnähen des Reißverschlusses ... bis das Kleidungsstück fertig für die Anprobe ist.

Der Rock fertig zur Anprobe. Die exakte Rocklänge wird bei der Anprobe abgesteckt.

Zur Anprobe werden einige Teile des Kleidungsstücks geheftet.










Mittwoch, 26. März 2014

Exklusivität der Maßschneiderei


Das passende Garn für jeden Zweck.


Vom Wesen der Maßschneiderei (1)

Sich selbst Kleider nach Maß nähen zu lassen liegt außerhalb des Erfahrungshorizontes der allermeisten Frauen. Diese sind es seit Jahrzehnten gewohnt, Kleidung von der Stange zu kaufen. Sie wählen aus bereits vorhandenen Kleidungsstücken aus und schauen nur noch nach der passenden Größe. Doch sich auf diese Weise einzukleiden ist, historisch betrachtet, neu. Konfektionskleidung gibt es noch nicht lange. Vor 50 Jahren ließen sich die Frauen in ländlichen Regionen Kleider, Röcke, Blusen und Jacken von Schneiderinnen nähen oder sie nähten selbst. Allenfalls die Mäntel waren zu der Zeit Konfektionsware. Und Frauen trugen noch keine Hosen, allenfalls Skihosen.

Ein Oberteil aus weißem Baumwollpikee vor der Anprobe.
Sich Kleidung nach Maß anfertigen zu lassen, bringt Frauen in eine völlig andere Situation, als lediglich im Modehaus etwas auszuwählen. – Im Schneideratelier ist die Kundin keine bloße Konsumentin. Sie spielt eine aktive Rolle und bringt sich mit ihren Wünschen und Vorstellungen in den Herstellungsprozess ein. Frauen, die selbst nähen, wissen welche Entscheidungen beim Herstellen eines Kleidungsstücks zu treffen sind. Im Detail sind dies u.a.: Länge, Weite, Teilungsnähte, Abnäher, Faltenlegung, Ausschnitt, Kragenform, Verschlüsse, Knopfleisten, Taschen, Taschenklappen, Rockschlitz vorne oder hinten ... 

Die wichtige Anprobe

Wer sich Maßkleidung anfertigen lässt, handelt nicht spontan, sondern wohlüberlegt. Meist wird ein Kleidungsstück auf einen besonderen Anlass hin angefertigt. Das Fertigen von Maßkleidung zieht sich von der Stoff- und Modellauswahl über einige Wochen hin. (Stoffe stammen entweder aus einem der existierenden Stoffgeschäfte oder aus einer Stoffkollektion.) Die Maßschneiderin schneidet die Stoffteile nach einem selbst angefertigten Muster zu und bringt das Kleidungsstück zur ersten Anprobe in einen halbfertigen Zustand. Dabei sind einige Nähte nur geheftet. Dann kommt die Anprobe, bei der die Nähte noch exakt der Körperform angepasst werden. Auch Saumlänge, Ausschnittform etc. werden durch Abstecken mit Stecknadeln korrigiert. Gegebenfalls muss ein zweites Mal anprobiert werden.

Kleidung lange tragen

Wer für sich schneidern lässt, entwickelt im Idealfall schon während des Herstellungsprozesses eine enge Beziehung zum Kleidungsstück. Es wird für die spätere Trägerin durch die vielen Überlegungen und die handwerkliche Arbeit, die in ihm stecken, wertvoller als Kleidung von der Stange. Ein solches individuell genähtes Kleidungsstück hat Bestand, es begleitet die Trägerin im Idealfall viele Jahre oder gar Jahrzehnte. Dies ist eine nachhaltige und ökologisch orientierte Form des Wirtschaftens und auf lange Sicht gesehen ökonomisch dazu. 


Samstag, 22. März 2014

Botanik auf dem Sommerkleid

Muster meiner Sommerkleider aus der Elégance-Stoffkollektion



Leichter Baumwolljacquard, dezent gemustert, verarbeitet zu einem eng anliegenden, sehr kurzen Sommerkleid mit schmalen Trägern und angesetztem Volant.


Über 20 Jahre alt: Baumwollpikee, verarbeitet zu einem zweiteiligen Kleid – kurzer, enger Rock mit kurzärmeligem Oberteil. 



Wie im Blumengarten – mit Kornblume, Mädchenauge, Mohn, Rittersporn und Studentenblume. Schwerer glänzender Baumwollsatin mit Elasthan für etwas kühlere Sommertage, verarbeitet zu einem etwas längeren Kleid mit Rockansatz in der Taille. 


Sehr edler Baumwolljacquard aus der Elégance-Stoffkollektion. Der Stoff ist aus einem hochgedrehten Faden gewoben, was ihm einen seidigen Glanz verleiht. Der Stoff mit breitem Rapport ist zu einem langen Etuikleid verarbeitet.

Kaffeebohnen und Kakaofrüchte aufgedruckt auf einen sehr leichten Baumwollrips – aus der Elegance-Kollektion. Daraus entstand ein kurzes, luftiges Kleid für sehr heiße Tage. Ein stilvolles "Summer Dark"! 

Die abgebildeten Stoffmuster stammen alle aus älteren Elégance-Stoffkollektionen (teils über 20 Jahre alten). Meine Mutter Gerda Bross schneiderte aus den Stoffen wunderschöne Sommerkleider nach Maß für mich. (Die fertigen Modelle werde ich später einmal zeigen.)

Die Dessins der Stoffe aus der Elégance-Stoffkollektion hatten und haben immer etwas Besonderes, bei aller Verschiedenartigkeit der Entwürfe. Sie werden nie unmodisch. Sie wirken nach 20 oder 30 Jahren noch genauso frisch wie am Anfang. – In daraus geschneiderten Kleidern erregt man auch nach Jahrzehnten noch Aufsehen.

Die Botanik hält einen unausschöpflichen Fundus an Motiven bereit: Blumen auf dem Gartenbeet, Wildblumen, Früchte, Gräser ... Designer setzen sie in naturalistische oder stilisierte Stoffmuster um. Die Muster sind wie bei den Jacquardstoffen direkt eingewebt oder aufgedruckt.